Menden sieht sich als Schulstadt, weil es hier zahlreiche Schulen verschiedener Richtungen, Stufen und Größen gibt.
In meiner Gegenpunkte-Reihe geht es um zwei sehr gegensätzliche Schulen. Die eine gibt es schon lange nicht mehr, war klein und lag auf dem Lande. Die andere ist in den letzten Jahrzehnten mehrmals ausgebaut worden und liegt mitten in der Stadt.
Es geht los mit der ehemaligen Dorfschule von Ostümmern, von der das Gebäude noch steht. Die Volksschule bestand vom Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa Mitte des 20. Jh. Es ist also schon lange Wohnhaus, lässt aber die frühere Nutzung noch ein wenig erkennen:

Foto 1: Alter Schulweg in Menden-Ostsümmern mit der alten Dorfschule (hinten, Haus zur Straße hin, bzw. mittleres Haus des Bildes); Dezember 2007
Die Straße ist bis heute nach dieser ehemaligen Schule benannt: Alter Schulweg.
Was man auf Foto 1 nicht richtig erkennen kann, ist die sehr ländliche und eigentlich sogar siedlungsferne Lage. Das sieht man von Nordwesten aus ca. 1 km Entfernung umso besser:

Foto 2: aus Nordwest auf Alter Schulweg mit der ehem. Schule Ostsümmern (Bildmitte); August 2016
Der große Garten mit u. a. Obstbäumen war vielleicht mal Schulgarten und/oder Garten des dort wohnenden Lehrers….
Die Schule lag ziemlich in der Mitte der vielen Ortsteile, Weiler und Einzelhöfe im Osten der früher selbständigen Gemeinde Sümmern.
Ganz anders sieht es bei der nächsten Schule aus, dem ehemaligen Walram-Gymnasium, heute „Städtisches Gymnasium an der Hönne“ (vgl. auch die Beiträge dazu im Bilderkreisel). Es ist schon immer größer gewesen und häufig erweitert worden. Vor allem ist sie noch immer in Betrieb:

Foto 3: Gymnasium an der Hönne (ehem. Walram-Gymnasium) an der Walramstr.; mit dem Altbau und dem neuesten Anbau (links); Oktober 2015
Und das Gymnasium liegt mitten in der Stadt, wie das letzte Bild zeigt:

Foto 4: östliche Alt-/Innenstadt Mendens, mit Walram-Gymnasium (halb-hinten, links); April 2009
Ganz bestimmt sogar war der umgebende Grund einer solchen kleinen Dorfschule Garten des jeweiligen Lehrers, denn zu seiner Entlohnung gehörten bis ins 20. Jh. hinein Nutzungsrechte für Garten und ein oder zwei kleine Felder, dann das Schulgeld von den Eltern, das allerdings auch neben kleiner Münze zum Teil aus Brot, Holz und anderen Naturalien sowie oft auch, wenn unverheiratet, zu je einer Mahlzeit von Haushalt zu Haushalt quer durch das Dorf gereicht zu werden. Im 19. Jh. war das Entgeld gering bis armselig, wurde ergänzt durch eine kleine Kriegsinvalidenrente, aber trotzdem war so ein Lehrer ein armer, meist alter Wicht.
Danke für deine ausführliche Ergänzung, die meinen Beitrag perfekt abrundet! 🙂
Es spricht in der Tat sehr viel dafür, dass es auch bei dieser Schule so war.
Die Hintergründe über das Leben von(Dorf-)Lehrern in der damaligen – gar nicht so weit zurückliegenden – Zeit sind auch allgemein sehr aufschlussreich und heutzutage kaum noch zu glauben …
Ja, in der heutigen Zeit ist das Erziehungssystem ganz anders aufgestellt. Meine Eltern kannten das Versorgungsprinzip für die Dorfschullehrer in der Nachkriegszeit noch, und meine Großmutter erlebte ihre Schulzeit in so einer ostpreussischen Veteranenlehrer-Landschulsituation , bei der ein guter Schüler den Lehrer vertreten musste, weil der seine Feld- und Gartenarbeit verrichten wollte.