vorher – nachher 7: (Altes) Rathaus „zugestellt“ – 2004 und 1923

Mendens „gute Stube“ am Marktplatz zwischen dem Alten Rathaus und der (auch alten) Vincenzkirche ist immer mal wieder zugestellt, seit einigen Jahren wieder mit dem Mendener Wochenmarkt dienstags und freitags. Das stört auch nicht – ganz im Gegenteil!
Störend dagegen – vor allem auch beim Fotografieren – sind  vor das Alte Rathaus gestellte „fliegende Bauwerke“,  z. B. Stellwände für Wahlplakate, wie in 2004:

Menden, Marktplatz 2004

Marktplatz mit Altem Rathaus (links), Vincenzkirche und Wahlplakat-Wand; August 2004

Mit einem viel schwerwiegenderen Störfaktor hatte es das damals noch junge (und in „Betrieb“ befindliche) Rathaus in seinen ersten Jahren (Einweihung: 1912) zu tun.
Ich zeige einfach mal zuerst das alte Foto, das auf Anhieb ziemlich befremdlich wirkt:

Menden, (Altes) Rathaus, um 1923

(Altes) Rathaus an der Ecke Hauptstr./Marktplatz, um 1923; mit dem alten Postgebäude davor; abfotografierter Ausschnitt aus histor. Bildpostkarte von ca. 1923; Quelle: Theo Bönemann: “Bildpostkarten spiegeln Geschichte – Alte Ansichten von Menden”

Da stand – wie ein schlechter städtebaulicher Witz – ein Haus auf dem Marktplatz, das eine Hälfte der repräsentativen Rathausfront verdeckte und sogar mit dem rückwärtigen Gebäudeteil den Rathausbalkon überdeckte und dessen Fertigstellung jahrelang blockierte.
Es war das  gegen 1865 errichtete Wohnhaus des damaligen Posthalters, in dem auch die Post(stelle) selbst untergebracht war. Auch nachdem die Post längst woanders hin verlagert worden war, blieben die Erben des Posthalters am Marktplatz wohnen und hatten sich beim Bau des Rathauses ein lebenslanges Wohnrecht ausgehandelt. So mussten die Mendener bis zum Jahr 1928 (also 16 Jahre) warten, als das Haus abgebrochen werden konnte und sie endlich freie Sicht auf ihr Rathaus und einen vollständigen Balkon hatten.

Zum Abschluss eine ziemlich aktuelle und vor allem ziemlich freie Sicht aufs (Alte) Rathaus:

Menden, Altes Rathaus 2012

Altes Rathaus, mit Kiosk und Kirmesdenkmal (links); Juni 2012

Über zalp

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6 Antworten zu vorher – nachher 7: (Altes) Rathaus „zugestellt“ – 2004 und 1923

  1. puzzleblume schreibt:

    Ein interessantes Detail, dieses Posthalter-Haus. Irgendjemand muß es ja seinerzeit genehmigt haben, denn man konnte doch nicht einfach bauen, wo man Lust hatte?

    • zalp schreibt:

      Es war anders herum: Das Post(halter)-Haus ist/war das ältere Gebäude. Es stand schon ca. 40 Jahre vor dem Bau des Rathauses dort als Nebengebäude eines Hotels, in dem wiederum vorher die Poststelle mit untergebracht war. An der Stelle des damaligen Hotels („Adler“) steht heute das (Alte) Rathaus.
      Das Hotel wurde abgerissen, aber die alte Post – damals schon nur noch Wohnhaus – ließ man nach Verhandlungen mit den Eigentümern stehen, vermutlich in der Annahme eines schnellen Ablebens der Bewohner, was dann aber doch etwas länger dauerte 😉

      • puzzleblume schreibt:

        das wirkt sehr „modern“ und erinnert an gewisse spekulative Vorgänge um verschiedene kleine Häuser in wachsenden Großstädten, wie > dieses.

      • zalp schreibt:

        Ja, das ist wohl kein ganz modernes Phänomen.
        Allerdings ist das, was da in China in den letzten Jahren abgeht, schon um einiges heftiger und – in jeder Hinsicht – spektakulärer als die Post-Rathaus-Sache in Menden 1912-1928.

  2. nixe schreibt:

    Sehr schön, ohne das störende Gebäude. Aber auch das alte Bild hat doch einen unschätzbaren Erinnerungswert – ich freu mich immer über alte Stadtfotos, auch aus meiner Nachbarstadt Celle.
    Das Rathaus ist schon ein prachtvoller Bau….schön anzusehen.
    Liebe Grüße und ein erholsames Wochenende
    Nixe

    • zalp schreibt:

      Sehe ich alles ganz genau so.
      Weder das noch ältere Rathaus, das es als Gebäude auch noch gibt, noch das aktuelle (Neue) Rathaus können ästhetisch mit dem „jetzigen Alten“ Rathaus mithalten.
      Aber es war ab Ende der 1970er Jahre einfach zu klein geworden für Rat und Verwaltung …
      Viele Grüße und auch Dir noch ein schönes Wochenende,
      Christoph

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