Seit Gründonnerstag um 21:00 Uhr gehen wieder viele Menschen aus Menden und der weiten Umgebung mit den beinahe stündlich bis am frühen Morgen des Karsamstag stattfindenden traditionellen Kreuztrachten durch Teile der Innenstadt und über den Kapellenberg, dem südwestlichen Hang des Rothenbergs.
Einen Artikel habe ich über diese Mendener Tradition schon im letzten Jahr geschrieben. Es war übrigens mein zweiter Post in (m)einem Blog überhaupt. Für einen ersten Überblick und für Fotos von mehreren Kreuzwegstationen (Fußfällen) empfehle ich meinen damaligen Artikel zum Nachlesen….
Die zentrale Station des Kreuzwegs befindet sich auf dem bewaldeten Kapellenberg (auch teilweise bzw. früher Kreuzberg oder Kalvarienberg genannt): die St.-Antonius-Kapelle (auch [Hl.]Kreuzkapelle) mit der überdachten sog. Kreuzigungsgruppe:

auf dem Kapellenberg : Kreuzigungsgruppe unter Baldachin; rechts Teilansicht der St.-Antonius-Kapelle; im Hintergrund Bildstöcke auf dem höchsten Punkt des Mendener Kreuzwegs; Oktober 2012
Dass die Kreuztracht in Menden auch im Vergleich zu den übrigen katholischen Gebieten Westfalens so stark ausgeprägt ist, wird auf die Serie von Unglücken zurückgeführt, welche die Stadt im 17. Jahrhundert erfuhr. Die Pest wütete mehrmals zwischen 1613 und 1632, der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) tobte und kurz hintereinander in den Jahren 1637, 1652 und 1663 wurde die Stadt durch drei verheerende Brände fast vollständig in Schutt und Asche gelegt. Im Gedenken an diese unheilvollen Jahrzehnte und wohl auch aus Furcht vor Wiederholung beschlossen Magistrat (Rat) und Bürgermeister im Jahre 1684 die Anlage eines Kreuzwegs und den Bau einer Kapelle am stadtseitigen Hang des Rothenbergs. Die Kapelle wurde schließlich zwischen 1685 und 1688 erbaut. Ursprünglich zogen Prozessionen hauptsächlich an anderen Tagen als an Karfreitag zum Berg. Wann genau die Karfreitagsprozessionen begannen, ist nicht geklärt. Erstmals erwähnt werden sie in einem Bericht aus 1781. Sie dürften aber schon früher fester Brauch geworden sein. Dass sich nur in Menden durchgängige Stundenprozessionen entwickelten, liegt vermutlich daran, dass sich immer sehr viele Kreuzträger meldeten (und bis heute melden).
Zweimal in der Geschichte wurde versucht, die Kreuztracht politisch zu unterdrücken: während des preußischen Kulturkampfes 1870 – 1880 und unter dem Nationalsozialismus (1933- 1945). Das gelang aber nie…..Die Tradition lebt bis heute fort.
Hier habe ich einige Links zu anderen Webseiten mit Bildern und Informationen zur Mendener Kreuztracht:
- Allgemeines auf der Seite der St.-Vincenz-Gemeinde (Pastoralverbund)
- zur Geschichte der Kreuztracht (nach einem Text aus 1956)
- virtueller Rundgang über den Kreuzweg
- zur Kapellenberg-Kreuzigungsgruppe
- Bilder von der St.-Antonius-Kapelle
- Artikel aus der Westfalenpost-online über die Kreuztracht in der NS-Zeit
- [Nachtrag 1:] Bilderstrecke von der Jugendprozession 2013 auf Lokalkompass.de
- [Nachtrag 2:] große Bilderstrecke von der großen Hauptprozession 2013 auf Lokalkompass.de
Zum Abschluss zeige ich noch ein Bild von einer Bildstele zur Kreuztracht auf einem Kreuzweg-Abschnitt mitten im Wald: